Transkript der Sitzung 1: Lernen vom Untersuchungsausschuss Schweinegrippe

Aus Corona Ausschuss Archiv
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Verweis

Hier finden Sie Transkripte der Sitzung 1: Lernen vom Untersuchungsausschuss Schweinegrippe.

Allgemeines

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Transkript

Im Optimalfall finden Sie nachfolgend ein „Überarbeitetes Transkript“. Das bedeutet, dass das Transkript durch einen Menschen geprüft, korrigiert und vervollständigt wurde. Dies ist ein äußerst zeitintensiver Prozess und wir können leider zum aktuellen Zeitpunkt nicht zu vielen Sitzungen sorgsam überarbeitete Transkripte zur Verfügung stellen. Selbst, wenn Sie ein überarbeitetes Transkript vorfinden, übernehmen wir keine Gewähr für dessen Korrektheit. Bitte prüfen Sie die jeweilige Aussage in einem weiteren Schritt in der Videoaufzeichnung der Sitzung, die über die Sitzungsseite verlinkt wurde. Sie finden die Sitzungsseite oben unter „Verweis“ verlinkt und dort wiederum die Links zu den Video-Aufzeichnungen der Sitzungen.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit finden Sie nachfolgend zumindest ein „Automatisches Transkript“. Automatische Transkripte wurden von einer speziellen Software, die Audiospuren auswerten und zu Text umwandeln kann, automatisch generiert. Solche Transkripte sind relativ leicht zu erstellen, bedürfen aber meist noch intensiver Überarbeitung, weil sie viele Fehler enthalten.

Solche Programme wandeln das gesprochene Wort meist auch nicht korrekt in Text um, wenn während der Sitzung zwischen zwei Sprachen gewechselt wird (was in beinahe jeder Sitzung vom Corona-Ausschuss mehrmals geschieht) und können das gesprochene Wort nicht immer den richtigen Personen zuordnen. Auch im unvollkommenen Rohzustand dienen automatische Transkripte aber bereits als Quelltext einer Archiv-Suche zur Ermittlung von Ausschuss-Inhalten über bestimmte Stichworte, wie wir sie mit diesem Ausschuss-Archiv ermöglichen - zumindest für alle Begriffe, die das Programm korrekt identifiziert hat. Außerdem bieten wir sie hiermit als Grundlage einer manuellen Überarbeitung an:

Wenn Sie dabei helfen wollen, das Transkript zu dieser Sitzung zu überarbeiten oder bereits über ein sorgfältig geprüftes Transkript zur Sitzung verfügen, kontaktieren Sie uns bitte per Mail mit dem Betreff: Unterstützung Transkription.

Überarbeitetes Transkript

Viviane Fischer: Herzlich willkommen, heute ist der erste Sitzungstag von unserem Corona-Ausschuss. Wir werden uns jetzt mit den vielen Fragestellungen zu der Gesamtproblematik Virus und Maßnahmen und Folgen, was uns alles droht und was geschehen ist, auseinandersetzen. Und heute ist unser erster Aspekt, dass wir erstmal Dr. Wolfgang Wodarg begrüßen, der zu uns gekommen ist, um uns auch aus den Erfahrungen, die er gesammelt hat, im Rahmen des Schweinegrippen-Untersuchungsausschusses, der ja 2010 stattgefunden hat, nachdem auch ein neuartiger Virus sich ausgebreitet hatte und darauf eben entsprechend Maßnahmen, also in dem Fall war es insbesondere eine Impfmaßnahme, die sich da angeschlossen hatte, mit auch dann entsprechenden Kosten und auch einigen Folgen, was uns Herr Dr. Wodarg gleich noch erzählen wird, ergeben hatte. Ja, und im weiteren Verlauf werden wir uns dann auseinandersetzen mit den Themen, die wir abarbeiten wollen im Rahmen der Ausschussarbeit. Und da haben wir eine schöne Liste, die wir auch später online veröffentlichen werden. Also nach der Sitzung kann dann dort eingesehen werden. Noch kurz zum Ablauf, auf der Webseite kann man sich immer informieren. Da haben wir das jetzt so gegliedert, dass man sich unter "Sitzungen" den jeweiligen Tag anschauen kann, und dort werden auch die relevanten Dokumente verlinkt werden. Da gibt es dann zum Beispiel, heute gibt es dann das Ergebnis des Untersuchungsausschusses zur Schweinegrippe damals, der kann dort eingesehen werden, oder eben auch, wie viele Leute sind damals wirklich verstorben, und auch zum Beispiel unsere grundsätzlichen Themenkomplexe sowie ein ungefährer Ablaufplan, wobei wir eben auch uns, hatten wir ja auch im Rahmen der Pressekonferenz schon gesagt, uns auch vorbehalten müssen, natürlich die Themen etwas umzuverschieben oder auch neue Themen hineinzunehmen, wenn sich jetzt im Rahmen der Kommunikation auch mit allen und durch neue Erkenntnisse und so weiter nochmal neuer Untersuchungs- und Nachfragebedarf ergibt. Ja, dann würde ich auch erstmal mich gleich an Herrn Dr. Wodarg wenden. Es ist schön, dass Sie kommen konnten. Und ja, jetzt wenden wir uns erstmal der Historie zu. Es gab ja in 2009 eine Schweinegrippe, die da auf uns zugerollt ist, und Sie waren da an vorderster Front. Vielleicht erzählen Sie einfach ganz kurz nochmal ein bisschen was zu Ihrer Person und wieso Sie da direkt in die Schusslinie oder direkt an den vordersten Front geraten sind zu dem Thema.

Dr. Wolfgang Wodarg: Ja, ich bin Pneumologe, bin Internist und ich habe dann ein Gesundheitsamt geleitet und bin Arzt für öffentliches Gesundheitswesen, Arzt für Hygiene und Umweltmedizin, habe also verschiedene Dinge nacheinander gemacht und im Gesundheitsamt war ich natürlich verantwortlich für Seuchen und für Seuchenbekämpfung. Das ist eine der wichtigsten Aufgaben dort. Das heißt, da wurden Krankheiten gemeldet und da wurden Grippewellen beobachtet und ich habe mir ein Instrument damals geschaffen, weil häufig diese Situation kam, dass mich zum Beispiel die Zeitung, die Regionalzeitung, fragte, wenn da irgendeinem aufgefallen war, dass da viele Leute erkältet sind, dass viele Leute fehlen, nicht zur Arbeit gehen und so. Ist da was im Busch? Ist da irgendwas los? Haben wir jetzt irgendwie eine Epidemie, eine Grippeepidemie oder nicht? Und ich habe mir damals ein Instrument gebaut, selbst ein Sentinel gebaut, indem ich einfach eine Mitarbeiterin, regelmäßig jeden Montag von Oktober bis Ende März, da hat die bestimmte Stellen angerufen. Hat sie Krankenhäuser angerufen, Kinderärzte angerufen, Hausärzte angerufen, immer dieselben. Die haben wir vorher, das haben wir mit denen verabredet. Und auch im arbeitsmedizinischen Bereich, also auch bei großen Ämtern angerufen, ob viele fehlen. Haben wir also immer dieselben Fragen gehabt und da wusste ich dann, Montagmittag wusste ich immer, ob das mehr wird oder ob das weniger wird.

Dr. Reiner Fuellmich: Also Sentinel ist so ein Wächtersystem?

Dr. Wolfgang Wodarg: Ja, ein Sentinel ist so ein Beobachtungsinstrument. Das heißt, es ist wichtig, dass man sich so ein Instrument definiert, dass man sagt, was man macht, vorher, genau welche Fragen man stellt, wie oft, an wen. Und das bleibt immer gleich. Das Einzige, was sich dann verändert, sind die Antworten.

Dr. Reiner Fuellmich: Klar.

Dr. Wolfgang Wodarg: Und daran kann man ablesen, ob da irgendwie bei den Menschen irgendwas passiert. Wenn das Instrument immer gleich bleibt, mit dem man beobachtet, kann man sehr schön Veränderungen dann sehen, da, wo das Instrument misst. Und das habe ich gemacht, das war wenig Aufwand. Und ich wusste immer bei den Leuten, ich war ungefähr für 120.000 Menschen verantwortlich. Und der Bürgermeister, der fragte dann auch, und die Zeitung fragte, ist da was? Und ich weiß noch, ein Jahr war das ziemlich viel. Da waren ziemlich viele Leute krank, ich schätze mal jeder zehnte in der Region, etwa 10%. Und da waren auch die Krankenhäuser voll. Lagen die Leute auf den Fluren. Und da fragte mich der Oberbürgermeister, ist da was los? Und dann habe ich gesagt, ja, machen Sie mal lieber Ihren Jahresanfang später. Den machte er sonst immer so Ende Januar. Und damit Sie sich nicht anstecken, wenn Sie den vielen Menschen die Hände schütteln. Und das hat er dann auch gemacht. Das war ein praktisches Instrument, wenn da irgendwelche Veranstaltungen waren, wo man dann Ratschläge geben konnte. Damals lief niemals einer mit Mundbinde rum übrigens. Influenza wird ja genauso übertragen wie Corona-Viren. Das ist auch durch die Tröpfcheninfektion, genauso. Aber da ist nie einer auf die Idee gekommen, diese Binden zu tragen. Die wurden immer nur im OP getragen und auf den Stationen, wo jetzt Tuberkulose war oder wo jetzt Menschen besonders gefährlich infiziert waren. Ich erinnere auch nicht, dass in den Altenheimen dort besondere... Man war schon vorsichtig. Es waren Desinfektionsmittel überall. Ich habe ja die Hygienebesichtigung auch gemacht. Und wenn dort Menschen bekanntermaßen schwach waren, das heißt, wenn es Menschen waren, die jetzt immungeschwächt waren oder die bestimmte Medikamente kriegten oder Hhochdosiert Kortison oder andere Immunsuppressiva, dann war das schon immer eine Empfehlung, dass man sagte, komm, wenn ihr da reingeht, dann passt auf. Dann tragt so eine Binde. Aber nicht die Patienten trugen dann eine, sondern das Personal trug dann die Binde. Ja, also diese Erfahrung hatte ich.

Und dann habe ich zweimal was erlebt. Einmal war das so, dass von der WHO ein Alarm kam, das war 2005, dass da ganz viele Menschen sterben würden durch eine neue Grippeform. Das war die Vogelgrippe damals. Und das hat mich sehr gewundert, weil ich in einem Naturschutzgebiet lebte, wo im Winter immer tote Vögel rumlagen. Und das waren genau die Bilder, die man uns im Fernsehen zeigte plötzlich. Auf Rügen waren das tote Schwäne, tote Gänse oder was das war. Und dann hieß es, die Vogelgrippe kommt. Damals war ich dann in der Politik schon. Da war ich im Bundestag. Nachdem ich Amtsarzt war, bin ich dann in den Bundestag gewählt worden und war im Gesundheitsausschuss. War zuständig für BSE, für all diese Infektionskrankheiten, für das Bundesseuchengesetz. Da wurde durch das Infektionsschutzgesetz ersetzt. Also lauter so Sachen habe ich gemacht, habe mich immer mit der Thematik beschäftigt. Immer mit dem Robert-Koch-Institut auch gut zusammengearbeitet. Und da bei der Vogelgrippe war es eben so, dass da ein Riesenalarm war, den ich überhaupt nicht verstand. Weil die paar toten Vögel, die findet man in jedem... Vogelgrippe gibt es. Vögel kriegen auch die Grippe. Und wenn sie die Grippe kriegen, können sie nicht ziehen. Wenn sie Zugvögel sind, also Gänse und sowas, die können dann nicht wegfliegen. Dann bleiben sie liegen und erfrieren. Dann kann man sie schön fotografieren. Und das war damals für mich völlig unbegreiflich. Bin ich nach Genf gefahren und habe mit dem Leiter der Abteilung, der Seuchenabteilung, den ich vorher im Fernsehen mal gesehen hatte, als er sagte, es werden 30 Millionen Tote. Und das sind übrigens bis jetzt noch unter 1000 weltweit, die da gemeldet sind. Das sind in den ganzen Jahren. Und da bin ich hingefahren zu Herrn Stöhr. Das ist ein Veterinär. Irgendwie kam der aus Thüringen oder Sachsen oder so. Das war der bei der WHO-Leiter. Wir konnten uns gut auf Deutsch unterhalten. Und ich habe ihn gefragt, wie kommen Sie dazu? 30? Wie schätzen Sie das ein? Und da hat er mir keine Daten geben können. Er gab mir eine CD. Und da stand, das waren Reklame-CDs für Tamiflu, die hat er mir mitgegeben. Wo dann stand, dass das ganz gefährlich ist, und das Mittel dann hilft.

Dr. Reiner Fuellmich: Aber eine Antwort auf die Frage, wo ist die Grundlage für diese extreme Einschätzung hat er nicht gegeben? Stattdessen eine Werbe-CD für einen Impfstoff.

Dr. Wolfgang Wodarg: Genau so war es, ja. Und seine Visitenkarte hatte ich. Er hatte meine und ein Jahr oder kurze Zeit darauf habe ich dann von ihm eine Karte gekriegt zu Weihnachten. Die hat er an alle geschickt, die er in seiner Adressenkarte hatte wahrscheinlich. Und ich war dabei. Und da sagt er, neue Herausforderungen kommen auf mich zu. Und ich bin jetzt in der Impfabteilung von Novartis tätig. Das war damals schon ganz schön komisch. Da habe ich gedacht, oh, da mußt Du aufpassen. Na gut, das war passiert. Und dann ging das eben 2009 los, im April. Und das fing an im April mit einer, ja, da soll es eine neue Influenza-Variation gegeben haben. H1N1. Und das ist ja so, dass Influenza sehr intensiv überwacht wird. Das ist das einzige Grippevirus, was wirklich regelmäßig intensiv überwacht wird. Und zwar von der Impfstoffindustrie. Weil die immer gucken muss, welche Viren kommen da. Damit sie den Impfstoff anpassen können. Weil es bei den anderen Viren keinen Impfstoff gab, waren die auch nicht so interessant. Und die sind nur an wenigen Stellen beobachtet worden. In einigen Ländern schon. Aus wissenschaftlichem Interesse hat man schon Monitoring gemacht. Wie in Schottland zum Beispiel, in Glasgow. Aber in Deutschland eigentlich auch nicht. Das fing man dann nachher erst an, so mit der Zeit nach der Schweinegrippe. Da ging das los, dass auch das Robert-Koch-Institut dann vermehrt mehrere Viren immer gemonitort hat. Nicht nur die Influenza, sondern auch Parainfluenza, Metapneumoviren, Rhinoviren, Adenoviren. Also waren so sieben, acht verschiedene Viren, die dann gemonitort wurden. Und zwar machten sie das so, das Robert-Koch-Institut hat auch ein Sentinel eingerichtet. Natürlich was Besseres, was Professionelleres, als das, was ich in Flensburg gemacht habe. Aber die haben Sentinel-Praxen überall in Deutschland. Mehrere hundert Praxen. Und da kann man sich freiwillig melden als Arzt mit seiner Praxis. Und wird dann da auch betreut und muss dann diese Meldung abgeben, jede Woche. Und da ist einmal, wie viele Leute kamen da, muss man beantworten. Wie viele Fälle haben sie gehabt mit Atemwegserkrankungen, akuten Atemwegserkrankungen. Und dann gibt es noch die Differenzierung mit Fieber, ohne Fieber. Das eine ist ARE, das andere ist ILI. Influenza-like Illness. Das sind die mit Fieber. Und die ARE sind die, allgemein, sind die auch ohne Fieber. Die Symptomatik ohne Fieber. Und das habe ich dann auch immer beobachtet. Und fand ich immer ganz spannend. Und diese Welle, die dann jeden Winter kam, die war mal höher und mal geringer. Und 2009 war es eben so, dass ich dann im Radio plötzlich auch gehört habe, dass da in Mexiko dieser neue Erreger gefunden sei, H1N1. Und dass das etwas ist, was möglicherweise ganz gefährlich sei. Dass es in der Nähe einer großen Schweinezuchtanlage gefunden worden sei. Und das war genauso wie mit Wuhan, mit dem Markt, hatten sie auch so eine Story, dass aus der Schweinezuchtanlage wahrscheinlich das irgendwo rübergehüpft ist. Dann in eine Klinik oder auf die Menschen. Oder durch irgendwelche Viehhalter oder ich weiß nicht, wie die Geschichte war. Jedenfalls hatten sie eine Geschichte dafür. Und dann habe ich mich erst noch nicht so viel interessiert. Aber nachher wurde das immer häufiger, die Meldungen. Und ich habe mir dann auch die Zahlen angeguckt. Und da gab es von einem Herrn Ferguson, der mir nachher noch später wieder begegnet ist. Vom Imperial College in London. Da war der schon Berater. Und der hat dann ausgerechnet die Fälle pro Tag, die da kamen, weltweit. Da hatte er Fälle in den USA, in UK, in Spanien, New Zealand, Israel, Germany, Costa Rica, Kanada und Australien, die hat er aufgeführt. Und das waren gewaltige 400 Fälle. Und da dachte ich, hm, 400 Fälle und das ist im Radio?

Antonia Fischer: In welcher Zeit?

Dr. Wolfgang Wodarg: Das war im April 2009.

Dr. Reiner Fuellmich: Für wen war er da Berater? Für die WHO?

Dr. Wolfgang Wodarg: Der war Berater für die WHO, ja. Und für die englische Regierung und für die WHO.

Viviane Fischer: Und damals arbeitete er auch schon für das Imperial College, ja?

Dr. Wolfgang Wodarg: Ja, ja, genau. Er war für das Imperial College tätig. Und er hat diese, ich habe die Daten, ich habe seine Originalarbeit auch hier, kann ich auch dann, können Sie gerne verwenden auch. Und auch da sind auch die Fälle genau drin. Und das waren, hier die Skala geht bis 140 Fälle und dann sind das die Säulen, die dann jeden Tag ein bisschen mehr werden, das wächst also an. Und dann gibt es von ihm eine Tabelle, die fand ich auch spannend, die hat er gleich dazu getan. Das sind die Zahlen der Passagiere, die vom Mexico City Airport im März und April 2009 in alle Welt fliegen und wo sie hinfliegen. Und daraus hat er ein Szenario gemacht, aus der Zahl der Menschen, die von Mexiko wegfliegen und aus diesen Fällen hat er ein Szenario gemacht, wie sich die Krankheit über die Welt verbreitet. Und das fand ich sehr eindrucksvoll. Und da habe ich dann gedacht, da ist irgendwas nicht in Ordnung, bei so wenigen Fällen und ich habe in Flensburg 10.000 und das ist jedes Jahr und da kräht kein Hahn nach. Und da in Mexiko sind 400, 600 Fälle und das ist schon ein Thema bei der WHO.

Viviane Fischer: Die Prognose von dem Herrn Ferguson, die lautete, dass diese enorme Vorhersage, die kam dann von Ferguson quasi.

Dr. Wolfgang Wodarg: Ja, da gibt es ja auch diesen R-Faktor schon, den gab es damals schon und der war da ziemlich hoch und den haben sie bei drei oder vier festgelegt damals. Das heißt, es verbreitet sich sehr schnell und vermehrt sich sehr schnell. Sehr schnell werden viele Menschen angesteckt. Und dann hat er das mit dem Flugverkehr kombiniert und hat dann dieses Szenario für die WHO gemacht. Das wurde dann weiter beobachtet und da bin ich dann hellhörig geworden und habe das intensiver. Das Erste, was war, dass ich einen Kollegen angerufen habe in Australien, der dort beim öffentlichen Gesundheitsdienst ist. Weil in Australien, da weiß man immer schon ein halbes Jahr vorher, weil wenn wir noch Sommer haben, dann haben die Winter und da kann man immer schon gucken, was gibt es da für Viren und ist das schlimmer als sonst bei euch. Also das müsste sich ja irgendwie schon andeuten dann. Und der hat mir seine Statistik gegeben, die habe ich auch, war schon im Abklingen wieder, war alles ganz prima, wie immer. Und dann habe ich mich natürlich noch weiter gewundert und normalerweise ist es ja so, dass es da sehr viele Menschen gibt, die sterben, bis zu 500.000 Todesfälle weltweit. Und naja, bei der Schweinegrippe, die sollte eben auch sehr gefährlich sein. Aber da sind es dann ja nachher mal gerade 15.000 gewesen. Also das ist deutlich weniger als bei anderen Grippen gewesen.

Viviane Fischer: Und in Deutschland waren es dann damals?

Dr. Wolfgang Wodarg: Jetzt müsste ich nachgucken, in Deutschland habe ich hier 255 Tote insgesamt. In Großbritannien waren es damals schon mehr, es waren 360 Fälle. Also so in der Größenordnung lag das.

Dr. Justus Hoffmann: Und wenn wir über Todesfälle reden, sind das dann wirklich bestätigte Todesfälle, dass das unbedingt und nichts anderes die Todesursache war?

Dr. Wolfgang Wodarg: Die sind nach dem Bundesseuchengesetz gemeldet worden als Todesfälle. Also ich weiß natürlich, wir haben das immer so gerechnet, bei anderen Infektionskrankheiten, die meldepflichtig sind, auf 100. Na, wie war das? Wenn sie eine Meldung kriegen, können sie davon ausgehen, dass da zehnmal so viele Leute wirklich krank sind. Es wird nur ein Teil gemeldet. Die Dunkelziffer ist bei meldepflichtigen Krankheiten sehr hoch. Und ich habe dann nachher ja geforscht, was da passiert ist und weshalb die WHO da so reagiert hat. Die haben ja dauernd Krisensitzungen gemacht und haben dann dieses Szenario immer weiter ausgemalt. Es wurden ja auch immer mehr Fälle, weil sie immer mehr gesucht haben. Und habe ich dann geguckt, wie das Ganze denn entstanden ist und habe dann festgestellt, dass es eine Firma war, die in Mexiko unterwegs war, eine Firma namens Veratect. Und diese Firma Veratect, die ist dann in Mexiko rumgefahren und hat Fälle gesammelt. Und daher kommen diese Zählungen, diese Fälle. Die sind also in den Krankenhäusern gewesen und haben da Fälle gesammelt. Dann gibt es Berichte im Internet, wie die Firma Veratect das CDC, Center for Disease Control, in den USA in | Alarmbereitschaft versetzt | siehe auch hier. Und das CDC hat erst nicht reagiert. Aber die waren sehr hartnäckig. Dann haben sie ja diese Bilder gehabt. Dann haben sie auch diese Leute in Mexiko sich an die mexikanische Gesundheitsbehörden gewandt. Und die sind dann gleich aufgeregt gewesen, wenn da so Leute kommen und so was sagen. Mit Presse immer gleich und in den Zeitungen. Das war dann dieses Agenda-Setting. Vortrag vom 16.12.2022, siehe auch das Buch "Überforderter Staat", S. 211ff. Und durch diesen Wirbel, den sie dann in Mexiko gemacht haben, da hat das CDC sich auch drüber gekümmert. Dann wurden die ersten Fälle dann in den USA auch diagnostiziert. Und so wurde das dann Thema. Und ich habe dann gemerkt, dass es ja diesen Prozess, der bei der Vogelgrippe schon angefangen hatte, diesen Prozess, der eigentlich schon vorher bei SARS 2003 ungefähr 2002, 2003 bei der WHO, da gab es dann diesen Prozess des Pandemic Preparedness, nannte man es. Da war immer die Rede davon, das weiß man ja nie, es kann jederzeit ein gefährlicher Erreger kommen. Der erste war eben der Vogelgrippe-Erreger. Den haben wir nicht gemerkt. Der zweite war dann diese Schweinegrippe. Und da hat man überall schon Pläne gemacht. Und ich hatte das eigentlich nicht so intensiv verfolgt. Aber dann, als ich mich darum kümmerte, habe ich festgestellt, dass es da schon so Verträge gibt. Und dass die deutsche Regierung auch Verträge gemacht hat. Nachher habe ich gesehen, es sind weit über 100 Verträge gewesen auf nationaler Ebene, die die Impfstoffindustrie mit den Staaten gemacht hat. Und in all diesen Verträgen, die übrigens in Deutschland geheim waren, das war eine Absprache, dass die nicht veröffentlicht werden, da waren dann so die Bedingungen, wann diese Verträge in Kraft treten.

Dr. Reiner Fuellmich: Also Verträge, die die Bundesregierung und andere Regierungen mit der Impfstoffindustrie gemacht haben, die dann für die Herstellung von Impfstoffen und deren Bezahlung mit Steuergeldern da waren, diese Verträge waren geheim.

Dr. Wolfgang Wodarg: Oder mit Steuergeldern, weiß ich nicht. Oder mit Krankenkassenbeiträgen, das weiß ich jetzt nicht genau.

Dr. Reiner Fuellmich: Jedenfalls öffentliches Geld.

Dr. Wolfgang Wodarg: Die waren geheim, das waren die Bedingungen der Firmen auch.

Dr. Reiner Fuellmich: Und darauf hat sich die Bundesregierung eingelassen?

Dr. Wolfgang Wodarg: Anscheinend ja.

Viviane Fischer: Aber das waren Verträge, die die Möglichkeiten eröffnet haben für die Regierung, diese Impfstoffe zu beziehen oder eine Abnahmeverpflichtung oder?

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